Kampf um des Kampfes Willen 1944
Das Ende

(5 Fotos aus dem Jahr 1944, sowie 25 undatierbare Fotos bilden den Abschluß der Fotos von Lothar Gruber)

Bereits Anfang 1944 war der Krieg definitiv verloren - und jeder wusste das. Es gab zwar noch ein paar Gläubige, aber die Tatsachen sprachen für sich, diese Leute verdrängten die Realität schlicht. 1943 war nicht nur das Jahr von Stalingrad gewesen, das Afrikakorps hatte kapituliert - der Schlussstrich unter das verrückte Experiment, den gesamten Nahen Osten zu erobern. In einem noch größeren Maße aber war das militärischem Desaster des "Unternehmen Zitadelle" ein Menetekel, obwohl die Verluste zahlenmäßig nicht so hoch waren wie in Stalingrad. Diese Operation ist bekannter unter dem Namen "Schlacht am Kursker Bogen", sie war die größte Schlacht der Weltgeschichte und wurde durch die sowjetischen Offensive von Charkow fortgesetzt. Die Verluste an deutschen Panzern und bei den schlagkräftigsten deutschen Einheiten an Soldaten waren dabei verheerend gewesen. Der Ruhm der deutschen Panzerdivisionen war mit diesem Debakel endgültig dahin. Und auch die Westalliierten waren in Italien gelandet, wenn auch die Bedrohung durch diese Truppen relativ gering war. Das bergige Italien war mit wenigen Truppen zu verteidigen, aber auch diese Frontdivisionen fehlten im Osten. Alle warteten nur noch auf die große Landung der Alliierten 1944 in Frankreich. Doch die noch größere Katastrophe sollte wiederum an der Ostfront geschehen - die faktische Vernichtung der gesamten Heeresgruppe Mitte durch die Operation Bagration - zeitgleich zur Landung der Alliierten in Frankreich. Nur noch ein paar Reserveeinheiten und Sicherungstruppen standen nach diesem Sieg zwischen der Roten Armee und Berlin. Doch die Vorwürfe an die Russen, sie hätten schneller auf Warschau und Berlin vorrücken müssen und können, sind falsch. Die sowjetischen Verluste in diesen Schlachten waren sogar noch weitaus höher als die deutschen, ihre Truppen waren erschöpft und dezimiert, und die Heeresgruppen Süd und Nord waren immer noch nicht ungefährliche Gegner an den Flanken. Außerdem praktizierte die Wehrmacht das Prinzip der "Verbrannten Erde", was den Nachschub stark behinderte. Bahnstrecken mussten in den zurückeroberten Gebieten neu beschient, Behelfsbrücken errichtet, Straßen repariert und nebenbei auch noch die zum Teil von den Deutschen in Lager deportierte Zivilbevölkerung versorgt werden.

Die Frage, weshalb die Soldaten der Wehrmacht bei einer solch hoffnungslosen Situation überhaupt noch weiter kämpften, stellt sich bei näherer Betrachtung aber nicht. Die Bolschewisten galten so gut wie allen deutschen Soldaten als die Feinde der Zivilisation. Beim Vormarsch wurden mehrfach die Leichen von in Gefangenschaft geratenen Wehrmachtsoldaten entdeckt, die auf grausamste Weise zu Tode gequält worden waren und die Führung hatte natürlich dafür gesorgt, dass diese Vorfälle allgemein bekannt wurden. Je länger die Kämpfe andauerten, desto mehr relativierte sich allerdings dieser Eindruck, die meisten Landser sahen die Rotarmisten der Frontlinie eben auch nur als Soldaten, die ihre Pflicht erfüllten und nicht als Bolschewiken. Ein weit wichtigerer Aspekt war denn auch die Kenntnis der von den eigenen Leuten verübten Verbrechen. Zwar war die Realität fern von dem, was ein merkwürdiger Kommentator, der sich selbst Historiker nennt, einst in einer TV-Dokumentation behauptete, nämlich, dass "die Fotos in der Brieftasche jedes deutschen Soldaten zu einem Drittel aus Fotos von Massakern, einem Drittel Pornobildern und einem Drittel Familienfotos bestanden". Jedoch hatten sich die Verhältnisse in den Kriegsgefangenenlagern, in denen russische Soldaten massenhaft verhungerten, unter den Soldaten schnell herumgesprochen. Etliche wurden auch Zeugen von Massakern, etwa Kradmelder, Nachschubeinheiten oder reisende Fronturlauber. Wenn nicht gekämpft oder die Stellung ausgebaut wurde, war der Hauptzeitvertreib der Soldaten das Gespräch, gerne auch mit solchen Leuten, die etwas herum kamen - da spendierte man auch schon mal eine heimlich gebunkerte Flasche Bier. Gegen solchen Nachrichtenaustausch bewirkten auch strenge Strafen wegen "Verbreitung von Latrinenparolen" nichts. Kurz, die Landser hörten das "Gras wachsen" und so hatten praktisch alle Soldaten der Ostfront zumindest gerüchtweise Kenntnis von deutschen Verbrechen. Hinzu kam, dass alle Soldaten auf den Rückzügen selbst die Zerstörungen durch die Taktik der "Verbrannten Erde" sahen, und oft auch selbst daran beteiligt waren. Es galt, die Heimat vor der Rache der Sieger zu schützen - wenigstens so lange wie möglich, aber um jeden Preis! Unteroffizier Gruber bezahlte, wie viele Hunderttausende anderer Wehrmachtsoldaten auch, im letzten vollen Kriegsjahr diesen höchsten Preis...